-Der Anfang-

Plague schnaufte zufrieden als er sich vor seiner Höhle fallen ließ. Er hatte ein ansehnlichen Rest eines Schweins aus einer Mülltonne gefischt und begann nun mit dem Verzehr dieser noch lauwarmen Beute. Seine Pfote schmerzte mal wieder und teilte dem Rüden auf diese Weise mit, dass er es mit der Eile übertrieben hatte. Plague ließ seine Zunge kurz über das Metall gleiten und spürte nur die leichte Wärme, die es durch seinen Körper angenommen hatte. Wäre es nicht von den Menschen gewesen wäre er vielleicht sogar froh nicht mit nur drei Pfoten durch sein Leben humpeln zu müssen. Doch diese Pfote war auch sein Markenzeichen. Jeder Jäger den sie in die Wälder schickten um jagd auf die Streunenden Wölfe zu machen, die sich Nachts in ihre Städte wagten erkannte ihn an dem markanten Abdruck seiner rechten Vorderpfote. Nicht wünschte Plague sich sehnlicher als diese abscheulichen Kreaturen einfach anfallen und töten zu können, doch er war kein Welpe mehr mit unrealistischen Fantasien. Ein Mensch sah jämmerlich aus mit seinem künstlichen Fell und so ganz ohne Klauen und Fänge. Nur ein paar verkümmerte Krallen, die nichts taugten und die Zähne schienen auch nicht gerade zum Angreifen geeignet. Aber die hatten Pfoten - sie nannten sie Hände - mit denen sie Dinge machen konnten die Plague und seinesgleichen verwehrt blieben. Waffen und Fallen ersetzten hier die nicht ausreichende Ausstattung von Mutter Natur und machten den Menschen zu etwas extrem Gefährlichem.

Plague verwarf den Gedanken an die Menschen wieder und wandte sich weiter dem Füllen seines Magens zu.

Winters näherte sich vorsichtig dem Revier. Manche Revierbesitzer waren wegen des Futtermangels sehr agressiv und wollten keine Fremden die sie auch noch mit ernähren mussten... Doch er hatte keine Lust sich anzukündigen so schritt er einfach in das Revier. Außerdem kam ihm der Geruch des Revierbesitzers wage bekannt vor. Er seufzte.

.oO(Alles Einbildung mein Lieber, alles Einbildung...)

Seufztend schritt er schneller aus. Der Geruch des Besitzers wurde immer stärker und auch immer bekannter. aber er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. So Schritt er einfach nur vorwärts bis er schließlich zum halten kam. Da war eine Höhle und davor lag ein Rüde der gerade ein Wildschwein fraß. Sein Magen knurrte, doch er ignorierte dies. Er hatte schon weit aus länger ohne Essen überlebt. Hochaufgerichtet stand er da, die Ohren nach vorne gestellt, den Kopf leicht zu Seite geneigt. Siene Rute war aufgestellt, jedoch nicht bedrohend, er zeigte einfach nur dass er kein Feigling war. Auch sein Nackenfell hatte sich leicht erhoben während er den Wolf vor ihm musterte.

Wieder ein Schnaufen und Plague riss ein Stück von dem Brocken Fleisch ab dass er aus der Stadt hierher getragen hatte. Er war zu erschöpft um zu kämpfen und ihm stand auch nicht der Sinn danach. Außerdem war er schließlich nicht dem Verhungern nahe, also konnte er auch etwas von seinem Essen teilen.
Das Stück Fleisch im Maul erhob sich der Rüde und trat auf den ihm Fremden...

.oO(Das kann doch nicht...!? Winters...)

Ja, es war Winters und scheinbar noch ziemlich lebendig. Die zwei Hörner würde Plague nie vergessen und auch diese eisblauen Augen nicht. Ein seltsames Grinsen bildete sich, da er noch immer das Stück Fleisch im Maul hatte. Er legte es auf den Boden und lachte kurz.

"Die Zeit ohne dich war scheiße."

Wohl nicht die Begrüßung, die man unter alten Freunden erwartet hätte aber durchaus Plagues Art ein freundliches 'Hallo' von sich zu geben. Ohne Umschweife machte er sich weiter an seinem Stück Schwein zu schaffen und betrachtete Winters, dem man sein Alter mittlerweile deutlich ansah, fand Plague.

Winters starrte Plague für einen Augenblick entgeistert an. Doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

.oO(Was das Schicksal doch manchmal mit uns macht...)

Als Plague ihn auf seine rüde, freundliche, Art begrüßte musste er grinsen. Ja er hatte den Rüden wirklich vermisst.

"Also ich bin einige Zeit lang mit einem sehr freundlichen Jungwolf unterwegs gewesen. Aber um ehrlich zu sein: Die Zeit ohne dich war auch scheiße."

Damit schnappte er sich ein Stück Fleisch und schlang es herunter. Er konnte riechen das es von den Menschen kam, doch dafür war es erstaunlich gut. Aus dem Augenwinkeln musterte er Plague. Der Rüde war älter geworden, gut sie hatten sich nun fünf Jahre lang nicht gesehen.

.oO(Aber was solls, mir sieht man mein Alter wohl auch an... Und bestimmt mehr als ihm...)

Während des stillen Fressens fragte sich Plague was damals eigentlich Anlass war, dass Winters gegangen ist. Schlussendlich hatte er sich ja mit Saphyr verstanden gehabt und doch war er gegangen. Saphyrs Verschwinden hing ihm noch heute schwer im Magen und er erinnerte sich an ihre Augen, die Züge ihres Gesichts, wie sie roch und ihr weiches Fell. Keine Fähe hatte sie je ersetzen können. Dann fiel ihm ein, dass Winters sicher nichts davon wusste. Als sie sich das letzte Mal sahen, war er noch mit Saphyr zusammen gewesen, hatte ihr geholfen die Welpen durchzubringen.

"Nun sind wir Beide wieder alleine, wie in guten alten Zeiten. Ich hoffe du hast vor ein wenig länger zu bleiben. Seit Saphyr verschwunden ist, kriecht mir die Einsamkeit zu sehr in die Glieder."

Das war für den alten Rüden schon eine ziemlich deutliche Bitte, doch Winters gegenüber sah er keine Notwendigkeit sich zu verschließen.
Regen setzte ein und prallte auf die Blätter der kargen Bäume. Früher hatte wenigstens noch eine große Eiche genug Blätter gehabt einen einzelnen Wolf vor Regen zu schützen, doch die Verpestung der Luft durch den Menschen hatte auch den kräftigsten Bäumen zu schaffen gemacht. So war es kein Wunder das selbst hier so dicht im Wald der Boden schnell nass wurde.

"Hmm... kein schönes Wetter heute."

murrte der Braungraue, nahm den Rest des Fleisches und zeigte Winters mit einem Kopfnicken, dass er ihm folgen könne, bevor er in seine Höhle trat.

Winters nahm die Informationen über Saphyr nur mit einem Nicken zur Kentniss. er konnte sich denken wie schlecht sich Plague fühlen musste, wahrscheinlich ähnlich wie er nach Soubis verschwinden. Nun gut. also würde dieses Thema ersteinmal umgangen werden. In der Höhle setzte er sich neben seinen Freund.

"Was ist aus deinen Welpen geworden?", fragte er.

Seine Stimme war neutral und verbat sich selber irgend eine Spur von Mitleid in die Stimme zu legen. Das hätte Plague nicht verdient. Er mochte kein Mitleid und Winters wusste das zu respektieren. Er selber hielt nicht viel von Leuten die andauernd im Selbstmitleid versanken, selbst noch nach Jahren. Man musste mit den Dingen abschließen. So schwer es manchmal auch war und solange es manchmal auch dauerte. Doch er verstand auch Wölfe die dies nicht fertigbrachten. So lange sie nicht von jedem Mitleid haben wollten, war das in Ordnung.

Kurz überlegte er ob seine Welpen, die mittlerweile schon lange keine mehr waren, noch lebten. Dann lächelte er.

"Ich habe ihnen alles mit auf ihren Weg gegeben was ich konnte. Ob sie noch leben weiß ich nicht, aber ich wünsche es ihnen. Sie gehen schon lange ihre eigenen Wege."

Irgendwie fühlte sich Plague stolz, dass er es geschafft hatte drei junge Wölfe durchzubringen, wovon ja einer nicht einmal die Frucht seiner Lenden war. So wie Winters viele junge Schützlinge aufgenommen hatte, die gerade dem Elternhaus entkommen waren, hatte Plague schon immer ein Herz für Welpen gehabt. Doch Welpen gab es in diesen Zeiten nicht mehr viele und Plague fühlte sich längst zu alt um sein Revier zu verlassen, sich eine Fähe zu suchen und mit ihr zu versuchen den Bestand zu sichern. Wieder fiel der Blick des Rüden auf seine Pfote und er seufzte.

"Sag, mein alter Freund, hast du noch viele junge Artgenossen gesehen? Mir ist als ob sie eine Rarität seien."

Für Plague wr wohl vieles eine Rarität geworden und er ertappte sich dabei Winters ein bisschen zu beneiden. Noch immer schien dieser nicht das Alter für einen endgültigen, ruhigen Platz zu haben und noch genug Kraft und Tatendrang umherzustreifen und mehr von der Welt zu sehen als dreckige Mülltonnen.

Winters musterte Plague aufmerksam. Obwohl er älter war als sein Freund, war dieser mehr vom alter gezeichnet als er selbst. Auch schien er nicht mehr sonderlich viel von der Welt gesehen haben.

"Oh ja, das habe ich. Ich bin die letzten 3 Jahre mit einem Jungrüden namens Rusty gereits. Er war ein liebenswerter und stürmischer Jungwolf. Doch das Schicksal und die Menschen haben ihn schwer geschlagen. Auch er wurde mit Metall verunreinigt, aber die Menschen die dies taten benutzten kein ordentliches Metall. Er rostet Plague, es ist ein schweres Schicksal, wenn du jeden Kontakt mit Wasser meiden musst, aus Angst um dein Leben.", daraufhin schwieg er.

Er hatte sich schon viel zu sehr von seinen Gefühlen für Rusty hinreißen lassen. Das konnte ihn sein Urteilsvermögen kosten und das konnte einem in dieser Welt umbringen. Er schloss für einen moment die Augen und konzentrierte sich. Etwas störte ihn.

"Plague, ist ein Revier so nahe an einer großen Stadt der Menschen denn sicher?", fragte er.

Plague wurde leicht stutzig als er die Frage seines alten Freundes hörte und brach in ein kurzes, aber deutlich amüsiertes Lachen aus.

"Scheiße, ja!"

Der Rüde fand seine Beherrschung wieder und räusperte sich.

"Hier ist es sicher, wenn man sich auskennt und nicht auffällt. Nahrung gibt es hier weitaus mehr als in den tiefen der noch übrigen Wälder und für einen faulen Hund wie mich ist es wohl das Bequemste. Einem Jungspunt würde ich das hier allerdings nicht empfehlen, denn solange man eine gescheite Jagd zustande bringt sollte man nicht um rostige Mülltonnen schleichen wie ein domestizierter Vertreter der Felidae."

Tatsächlich beschäftigte er sich gedanklich mit dem Schiksal von Rusty und empfand tiefstes Mitleid. Der Rüde erwischte sich dabei wie er sich kurz sogar freute dass er nicht dasselbe Schicksal teilte. Bei ihm hatten die Menschen wohl nicht dermaßen geschludert. Trotzdem wünschte er sich an manchen Tagen nicht in einer Pfütze die Visage eines Krüppels zu sehen, der er nun einmal war.

Winters grinste, ja das war der Plague den er kannte. Das der Rüde die Sache mit Rusty ausließ verblüffte ihn keines Wegs. Er wusste das Plague im Stillen darüber nachdenken würde.

"Weißt du Plague, manchmal kommt es mir so vor als wärst du schon immer ein fauler Hund gewesen. Und nicht auffallen ist ja bei deinem Erscheinungsbild eigentlich Recht schwierig. Also du willst mir doch nicht erklären es macht dir Spaß aus Mülltonnen zu fressen, wie "ein domestizierter Vertreter der Felidae".",erklärte er grinsend.

Gespielt beleidigt verzog der Graubraune das Gesicht und betrachtete die Reste ihres Essens.

"Nun, manchmal findet man schon einiges an kulinarischen Leckereien in den Mülltonnen... Doch du hast wohl recht, meine Würde scheint etwas geschrumpft zu sein im Alter. Und was mein Aussehen anbetrifft habe ich schon manchen Köter schlimmer zugerichtet."

Plague grinste selbstgefällig bevor er weiter sprach.

"Doch was hat das Wandern für einen Sinn für jemanden wie mich? Meine Pfote würde mir mit jeder Jagd mehr zu schaffen machen und mein schwaches Auge dürfte auch keine Hilfe sein alleine in den Wäldern nach meiner Jugend zu trachten."

Einen kurzen Moment kam ihm eine ganz andere, verrückte Idee: Was wäre wenn er wieder ein Rudel suchen würde? Die Jagd alleine würde er vielleicht nicht bewältigen auf Dauer, doch in Gesellschaft gab es durchaus Möglichkeiten für ihn auch ein sinnvolles Leben zu führen und in Gruppen waren sie sicherer. Wahrscheinlich war es der Stolz der sich wie jetzt auch sonst immer dazwischen gestellt hatte. Wie würde es denn aussehen wenn er zu einer Gruppe junger Artgenossen stoßen würde und sich ihnen anschließen wollte? Richtig, in Plagues Augen sah dass verdammt nach einem Alten aus, der irgendwo mithumpeln kann um nicht sofort krepieren zu müssen. Bei genauer Betrachtung war das natürlich nur eine mögliche Sichtweise. Winters hatte Jahrelang jüngere Artgenossen durchgebracht, ihnen geholfen und sie gelehrt zu überleben. Also konnte ein älteres Exemplar wie sie Beide es nunmal waren mit Verstand und Erfahrung gegen die Kraft und den Tatendrang der Jugend anstehen. Also war das mit dem Rudel wohl doch keine der schlechtesten Ideen und sicher noch einmal eine Überlegung wert.
Gähnend streckte Pague sich, schüttelte sich kurz und ließ sich mit einem uneleganten Plumpsen auf dem Boden nieder.

"Wir sollten ein bisschen ruhen, Winters, findest du nicht?"

Winters nickte und ließ sich neben seinen Freund und langjährigen Rudelgefährten sinken. Auch wenn er und Rusty sich gerade erst getrennt hatten tat es gut wieder in Gesellschaft zu sein. Er musterte den Rüden. Er wirkte wirklich älter... Sogar viel älter... Ein wenig Gesellschaft würde ihm bestimmt auch ganz gut tun.

"Sag mal Plague, wie lange bist du schon allein?", fragte er leise.

In Gedanken driftete er ab, genau die selbe Frage hatte ihm Soubi seiner Zeit gestellt. Und kurz darauf waren sie gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Doch dies schien schon so unendlich ewig her. Die Zeit verging einfach viel zu schnell. Wölfe kamen, Wölfe gingen. Gesichter erschienend un verblassten, wie Fußspuren im Schnee. Und doch konnte man manche nie vergessen und suchte verzweifelt nach den Spuren die schon längst verweht waren. Manchmal konnte man einfach nicht loslassen und klammerte sich an die immer blasser werdenden Erinnerungen. Manchmal war es einfach Unmöglich loszulassen...

Plague schnaufte kurz und gab sich eine Weile Zeit zu überlegen. Wie lange war es her dass er Gesellschaft hatte? Auch seine Gedanken schweifte weiter aus als er plante und er dachte an seine Kinder, die er groß gezogen hatte und wie sie sich aufmachten ihren eigenen Weg zu suchen, weit weg von ihrem alten Vater. Es gab Momente wie diese da wünschte er sich zu wissen wie es ihnen ergangen ist, ob sie noch lebten. Aber vielleicht sollte er es auch gar nicht so genau wissen. Immerhin konnte er sich auf diese Weise ein schönes Leben für sie vorstellen. Rasch kehrte er zu Winters Frage zurück als er merkte wie lange er schon schwieg.

"Es ist sehr viele Monde her, viel zu lange, mein alter Freund. Viel zu lange."

Er gähnte kurz. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst wie sehr ihm die Gesellschaft gut tat, obgleich sie noch nicht lange anhielt. Und vielleicht hatte der schwarzrote Wolf auch recht und es war Zeit noch einmal darüber nach zu denken den Standort zu wechseln, noch einmal durch die Gegend zu ziehen und richtig zu jagen. Das Leben zu genießen, denn es würde eh schnell genug an ihnen vorrüber ziehen.

Winter schwieg und wartete auf seine Antwort. Es schien Plague in alte Zeiten zurück zu ziehen. Doch er hoffte er hatte Plague nicht zu sehr verletzt. Er wusste wie ungern er sich erinnerte.

"Ja, wer zu lange alleine ist, der leidet...", er seufzte, "Doch es gibt auch schlechte Geselschafft. Leider..."

(Irwie bin ich grad zu keinem vernünftigen Post fähig ^^° Tut mir Leid...)

"Wie wahr..."

antwortete Plague melancholisch und sein großer Kopf ruhte auf seinen Pfoten.

"Wir könnten noch einmal zusammen reisen, Winters."

Es war die Idee die seit Ewigkeiten in seinem Kopf hämmerte und nichts weiter als lautes Denken. Dennoch würde er gerne die Meinung von seinem Freund hören, schließlich kannten sich die Rüden lange und Winters wusste wohl besser wie es außerhalb dieses Reviers aussah als Plague. Vielleicht würden sie auf ihrer Reise noch Andere treffen, vielleicht sogar ein kleines Rudel führen und selbst wenn nicht, würde es dem Grauen sicher gut tun mal wieder das Revier zu verlassen und etwas zu wagen. Ja, Winters hatte recht, die Einsamkeit hinterließ tiefe Furchen in der Seele und machte auf Dauer gleichgültig. Wölfe waren noch nie reine Einzelgänger gewesen und Plague schon gar nicht.